Seit November 2020 unterstützen wir die Grundschule “Baumgartsbrunn” in Namibia. Die 200 Schüler*innen kommen hauptsächlich von verstreut gelegenen Farmen sowie aus inoffiziellen Siedlungen der Hauptstadt Windhoek. Der Großteil von ihnen gehört der ethnischen Gruppe der Damara an, eine der am stärksten benachteiligten Volksgruppen in Namibia. Bei einem Besuch im Jahr 2019 lernten wir das Internat erstmals kennen und erfuhren, dass es von der Schließung bedroht ist. Die Schule an sich ist staatlich geführt, doch über den Unterricht hinausgehende Dinge wie das Internat, die Instandhaltung der dazugehörigen Unterkünfte und anderweitigen Gebäude, u. a. das Essen werden nicht vom Staat finanziert. Um den Kindern weiterhin einen Schulbesuch zu ermöglichen, unterstützt PEN PAPER PEACE Baumgartsbrunn seit 2020 finanziell.

Bildung für eine bessere Zukunft
Der Schulbesuch in Namibia ist verpflichtend. Trotzdem können heute 11% aller Kinder nicht zur Schule gehen. Fast 30% der Schüler:innen beenden die Grundschule nicht. Das hat meistens finanzielle Gründe: Viele Familien können die benötigten Schulmaterialien nicht bezahlen, teilweise müssen die Kinder für das Überleben der Familie arbeiten. PEN PAPER PEACE möchte dazu beitragen, allen Kindern einen Schulbesuch zu ermöglichen. Denn Bildung ist der Schlüssel für eine bessere Zukunft. Deshalb bieten wir den Kindern einen kostenlosen Schulbesuch in Baumgartsbrunn. Die Schule fungiert als Internat, damit auch die Kinder lernen können, die in weiter Entfernung zur nächsten Schule wohnen. Zudem wird ihnen vor Ort ein sicheres Umfeld geboten, wo sie in ihrer Freizeit mit Gleichaltrigen spielen können und nicht arbeiten müssen. An der Schule unterrichten ausschließlich lokale Lehrer:innen, aktuell sind sechs von ihnen weiblich und drei männlich. Die Direktorin ist seit vielen Jahren sehr engagiert und setzt sich für ein bestmögliches Lernumfeld der Kinder ein.

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Geschichte der Farmschule Baumgartsbrunn
1972 wurde die Schule von dem deutschen Auswanderer Helmut Bleks gegründet, als ihm auffiel, dass die Kinder seiner Farmarbeiter:innen nicht lesen, schreiben und rechnen konnten. In den folgenden Jahren wurde die Schule mehr und mehr vergrößert und von der Helmut-Bleks-Stiftung, und später von der bürger:sinn:stiftung, finanziert. Im Jahr 2005 ging die Schule schließlich in staatliche Hand über.

Wir sind uns der Problematik quasikolonialer Machtverhältnisse bei der Gründung und Leitung der Schule bis in die jüngere Vergangenheit sehr bewusst und stehen ihnen kritisch gegenüber. Die kolonialen Verflechtungen von Deutschland und Namibia, insbesondere bis zum Ende der Kolonialzeit 1918 “Deutsch-Südwestafrika”, bringen eine besondere Verantwortung für uns als deutsche NGO mit sich. Umso wichtiger ist es uns, den Kindern vor Ort den Schulbesuch zu ermöglichen und unserer Verantwortung gerecht zu werden, indem wir reflektiert handeln und auf Augenhöhe kooperieren. So sind zum Beispiel alle pädagogischen Fachkräfte vor Ort Namibier:innen.

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Begleitende Bildungsmaterialien
Um die Partnerschaft in Deutschland pädagogisch zu begleiten und ein breiteres Bewusstsein für die schwierige deutsch-namibische Geschichte zu schaffen, erarbeiten wir auf unserer Lernplattform für Globales Lernen begleitende dekolonialisierende Bildungsmaterialien für die Grund- und später auch für die Sekundarstufe.